Xiaomi Watch S4 Test – eine gute Uhr fürs Geld
Mit Armbändern war Xiaomi bisher erfolgreicher. Der Erfolg mit Uhren blieb ihnen stets verwehrt. Ein wesentlicher Grund für das Scheitern war das WearOS-System, mit dem es nie gelang, das Problem der Batterieautonomie zu lösen. Bei der neuen Xiaomi Watch S4 hat man sich dazu entschieden das eigene System HyperOS 2 zu verbauen, welches damit keine Probleme haben sollte. Und die restliche Ausrüstung? Reicht es für knapp 200 €? Sind andere Smartwatches trotzdem besser?
Xiaomi Watch S4 – Über das Aussehen kann ich nicht lange reden
Auf den ersten Blick macht die Xiaomi Watch S4 durch ihre klassische, runde Form und die relativ hochwertige Verarbeitung einen positiven Eindruck. Das Uhrengehäuse besteht aus einer Aluminiumlegierung mit einer speziellen PVD-Beschichtung, die ihm das Aussehen und den Glanz von Edelstahl verleiht. Die Unterseite der Uhr (Rückseite), die mit der Haut in Kontakt kommt, besteht aus schwarzer Keramik – einem Material, das in der Welt der Smartwatches aufgrund seiner Hypoallergenität, Langlebigkeit und eleganten Optik geschätzt wird. Die Uhr ist relativ größer (Gehäusemaße 47,3 × 47,3 × 12,0 mm) und wiegt ohne Armband etwa 44,5 Gramm. Wenn ich es mir ansehe, wirkt das Bildschirmgehäuse recht solide und es fühlt sich am Handgelenk gut an, wenn auch nicht so ausgewogen wie andere.
Kann es als modisches Accessoire dienen? Ich persönlich glaube nicht. Zu den schönsten Smartwatches würde ich sie nicht zählen, vor allem nicht mit dem weiß-silbernen Armband. Schwarz wirkt auf den Bildern besser, aber nicht viel.
Auffällig an der neuen Xiaomi Watch S4 ist die austauschbare Lünette (der Rahmen um das Display). Durch Drücken und Drehen lässt es sich entfernen und durch ein anderes ersetzen. Ich unterstütze diese Innovation und finde, dass es eine sehr einfache Idee ist, Ihre Uhr an Ihren Stil anzupassen. Ich bin überrascht, dass im slowenischen Xiaomi-Store keine zusätzlichen Blenden verkauft werden. Ich habe sie sofort in anderen Ländern gefunden und mir gefällt die blaugraue Kombination aus Armband und Lünette am besten. Dass ich dafür zusätzlich 50 € oder ein Drittel des Uhrenwertes bezahlen muss, ist für mich nur schwer zu verdauen.
Das Standardgehäuse ist in schlichtem Schwarz oder Silberweiß (meine Testversion) erhältlich, während die spezielle „Rainbow“-Version eine bunte Lünette und ein zusätzliches Armband beinhaltet. Die Seite der Uhr ist mit einer drehbaren Krone, umgeben von einem dekorativen Muster, und einem zusätzlichen Knopf zur Steuerung der Uhr verziert.
Die Uhr ist zudem bis 5 ATM wasserdicht, was bedeutet, dass sie Schwimmen und Duschen (bis zu 50 m Tiefe) standhält, heiße Bäder und Tauchgänge sind mit der Uhr am Handgelenk jedoch nicht zu empfehlen.
Der Bildschirm ist ausgezeichnet und hell
Das Display ist eine der größten Stärken der Xiaomi Watch S4. Es verwendet ein 1,43 Zoll (3,63 cm) großes AMOLED-Display mit einer hohen Auflösung von 466 × 466 Pixeln, was bei dieser Größe einer Dichte von 326 ppi entspricht. Das Bild ist dadurch sehr scharf, einzelne Pixel sind praktisch nicht zu unterscheiden, was grundsätzlich bei allen Smartwatches der Fall ist.
Die Bildschirmaktualisierung erfolgt mit einer Frequenz von 60 Hz, was zur flüssigen Darstellung von Animationen und Menüführung beiträgt. Für Uhrenstandards sind 60 Hz völlig ausreichend. Wichtig ist nur, dass der Chip mit unserer Nutzung und der schnellen Aktualisierung Schritt halten kann, und genau das hat er getan. Die Farben auf dem AMOLED-Bildschirm sind lebendig, die Animationen klar. Bei einem so kleinen Bildschirm ist es schwierig, seine Vortrefflichkeit im Vergleich zu anderen Uhren zu beurteilen. Sofern der Hersteller nicht am Panel spart, dürfte nahezu jeder Nutzer mit dem dargestellten Bild zufrieden sein.
Ein weiterer wichtiger Vorteil des Bildschirms ist seine Helligkeit. Xiaomi gibt an, dass die Watch S4 im Durchschnitt eine Helligkeit von bis zu 1500 Nits erreicht, im Automatikmodus sogar bis zu 2200 Nits. In der Praxis bedeutet dies eine hervorragende Lesbarkeit im Freien bei hellem Sonnenlicht. Bei direkter Sonneneinstrahlung war der Bildschirm größtenteils klar, mit gelegentlichen Reflexionen. Der Bildschirm unterstützt Always-On-Display (AOD), wodurch die Uhr und grundlegende Informationen jederzeit angezeigt werden können. Allerdings erhöht diese Funktion erwartungsgemäß den Akkuverbrauch leicht.
Diesmal HyperOS 2 statt Wear OS
Wie erwähnt ist diesmal HyperOS 2 installiert. Das bedeutet, dass nicht Googles Wear OS oder eine andere universelle Plattform verwendet wird, sondern eine dedizierte, auf das Xiaomi-Ökosystem zugeschnittene Software. Die Hardwarebasis (Prozessor und RAM) wurde nicht offiziell bekannt gegeben.
Trotz des unbenannten Chipsatzes funktioniert die Uhr in der Praxis reaktionsschnell und reibungslos. Das Navigieren in Menüs, das Öffnen von Anwendungen und die Anzeige von Bildschirmanimationen erfolgen ohne merkliche Verzögerungen. Hierzu trägt auch das optimierte HyperOS 2 bei, das in dieser Generation mit einer verfeinerten Benutzeroberfläche und Unterstützung der Drehkrone zum Scrollen durch Inhalte aufgewertet wurde. Die Benutzeroberfläche fühlt sich ausgereifter und raffinierter an als in der vorherigen Generation, was sich in schöneren grafischen Elementen, übersichtlicheren Widgets und einer intuitiveren Anzeige von Benachrichtigungen widerspiegelt.
Die Xiaomi Watch S4 funktioniert sowohl mit Apple- als auch mit Android-Geräten. Ob es für Apple-Nutzer Einschränkungen gibt, kann ich nicht beurteilen, daher empfehle ich, vor dem Kauf die Nutzerrezensionen durchzusehen.
Mich stört, dass man zur Nutzung zwingend die Mi Fitness App benötigt. Eine Bluetooth-Verbindung allein reicht nicht, Sie müssen die Uhr in der App koppeln. Ich hatte jedoch damit gerechnet, dass Xiaomi bestimmte Funktionen in seinem Ökosystem festhält. Beispielsweise funktionieren Hand-/Fingergesten auf allen Android-Geräten (einschließlich Huawei), obwohl viele Hersteller solche Funktionen sperren und sie nur auf Geräten ihrer eigenen Marke aktivieren (z. B. Samsung).
Zu beachten ist, dass die Xiaomi Watch S4 keinen klassischen App Store besitzt, wie wir ihn von einigen Konkurrenzuhren kennen. Der Benutzer ist auf vorinstallierte Anwendungen beschränkt: Uhr, Kalender, Alarm, Stoppuhr, Wettervorhersage, Taschenrechner, Musik-Player, Steuerung der Musikwiedergabe auf dem Telefon, Kompass, Trainingsanwendung, Atemübungen …
Allerdings fehlt die Möglichkeit, zusätzliche Anwendungen von Drittanbietern zu installieren – im Gegensatz zu Smartwatches mit Wear OS finden wir hier keine Google-Dienste (Google Maps...). Xiaomi verspricht zwar eine verbesserte Unterstützung für Drittanbieter, auf der Uhr selbst gibt es derzeit allerdings noch kein wirkliches Ökosystem aus eigenständigen Apps.
Wird dies ein Hindernis sein? Eine Integrationsmöglichkeit mit Strava oder der Komoot-App wäre gut, vor allem wenn man bereits daran gewöhnt ist. Möglicherweise wird dies in Zukunft hinzugefügt, derzeit ist es jedoch ein Mangel des Systems.
Zusätzlich zum Touchscreen wird die Uhr über die bereits erwähnte drehbare Krone gesteuert, mit der Sie Menüs und Nachrichten durchsuchen können, und die Seitentaste, die nur als Verknüpfung zu den Einstellungen dient. Leider ist keine individuelle Anpassung möglich, um beispielsweise zu Trainingseinheiten oder einer anderen Messung geführt zu werden. Neu sind auch Handgesten (Handgelenk drehen/schütteln, mit den Fingern klatschen), um einen Anruf abzulehnen, die Wetter- und Kamera-Apps zu öffnen und dergleichen.
Eine Reihe von Sport- und Gesundheitsmetriken
Eine der Hauptaufgaben einer Smartwatch besteht darin, die Gesundheit und Aktivität des Benutzers zu überwachen – die Xiaomi Watch S4 bietet in diesem Bereich zahlreiche Funktionen. Zahlreiche Sensoren sind verbaut: ein optischer Herzfrequenzsensor (der auch die Blutsauerstoffsättigung SpO₂ messen kann), ein Beschleunigungsmesser, ein Gyroskop, ein Lichtsensor, ein elektronischer Kompass, ein Barometer und ein Hall-Sensor. Kurz gesagt, alle Sensoren, die wir von Uhren gewohnt sind.
Den ganzen Tag über überwacht es Ihre Herzfrequenz, Blutsauerstoffsättigung, Ihren Schlaf, Stress und mehr. Weitergehende Messungen wie etwa ein EKG gibt es nicht. Bei für uns wichtigen Messungen (Schritte, Puls etc.) ist sie relativ genau, die Abweichungen liegen im Bereich von 5 %, was für eine Smartwatch akzeptabel ist.
Es stehen über 150 verschiedene Sportprofile zur Verfügung: von den üblichen wie Laufen, Gehen, Radfahren, Schwimmen und Yoga bis hin zu spezielleren wie Wandern, Skifahren und Rudern und sogar einigen unnötigen wie Schach und Drachensteigen.
Die Uhr ist bis 5 ATM wasserdicht und somit auch zum Schwimmen geeignet. Es verfügt über einen speziellen Schwimmmodus, der Distanz, Zeit und Kalorien aufzeichnet und Schwimmstilarten erkennt. Für Läufer ist die Watch S4 besonders interessant: Sie beinhaltet einen persönlichen Lauftrainer am Handgelenk, der geführte Laufprogramme (etwa für Anfänger oder zur Verbesserung der Ausdauer) anbietet und Daten wie Tempo, zurückgelegte Distanz, Herzfrequenz und Herzfrequenzzone in Echtzeit anzeigt. Fortgeschrittene Läufer werden zusätzliche Laufformmetriken zu schätzen wissen – die Uhr kann Parameter wie Trittfrequenz, vertikale Schwingung, Bodenkontaktzeit und dergleichen automatisch erkennen und basierend auf diesen Daten bietet die App Tipps zur Verbesserung der Technik. Außerdem werden VO₂ max, Trainingsbelastung und Erholungsbewertung berechnet, was bei der Trainings- und Ruheplanung hilft.
Das eingebaute GPS-Modul der Watch S4 ist ein weiteres wichtiges Element für Sportbegeisterte. Die Uhr verfügt über einen Dualfrequenz-GNSS-Empfänger (L1 + L5), der fünf Satellitensysteme unterstützt: GPS, Galileo, GLONASS, BeiDou und QZSS. Die Dualfrequenztechnologie ermöglicht eine genauere und schnellere Positionierung, auch unter anspruchsvolleren Bedingungen (z. B. zwischen den Hochhäusern von Ljubljana oder im Wald). Beim Testen empfing die Uhr sehr schnell ein GPS-Signal und die Aufzeichnung der zurückgelegten Route war genau, vergleichbar mit anderen Uhren.
Der 486 mAh Akku bietet eine überdurchschnittliche Autonomie. Offiziell bis zu 15 Tage, in der Praxis jedoch zwischen 7 und 9 Tagen, je nachdem, wie oft Sie GPS und das Always-On-Display verwenden.
Xiaomi Watch S4 – nicht schlecht, aber auch hier nicht herausragend
Der relativ niedrige Preis (179 €) kann dabei nicht immer hilfreich sein. Er verdient nicht viel Lob. Die grundlegenden Messungen sind gut, die austauschbare Blende ist ein einzigartiges (wenn auch teures) Feature, der Bildschirm ist gut und der Akku hält endlich lange.
Für den gleichen oder ähnlichen Preis bekommt man aber beispielsweise auch mit der Huawei Watch GT 4 oder 5 schönere und leistungsstärkere Uhren.